Wozu sind Sie da, Alina Vahrenbrink?

Eine Buchhandelsfachwirtin über ihre Leidenschaft zum Buch

Alina Vahrenbrink (25) kommt gebürtig vom Möhnesee. Nach ihrem Abitur machte sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin und bildete sich in Frankfurt weiter zur Buchhandelsfachwirtin. In der Bonifatius-­Buchhandlung am Kamp in Paderborn ist sie neben der Kundenberatung für die Warengruppen Romane, Postkarten und Kalender zuständig.

Bücher sind meine Leidenschaft. Lesen ist meine Leidenschaft. Daher war für mich früh klar, dass ich etwas machen wollte, bei dem es um die Begeisterung für das Buch geht. Da ich gerne mit Menschen ins Gespräch komme, ist der Beruf der Buchhändlerin wie für mich gemacht. Es macht mir Freude, wenn ich meine Begeisterung für das Buch an andere Menschen weitergeben kann. Sicherlich geht es in einer Buchhandlung auch ums Verkaufen, doch das ist nicht mein primärer Antrieb. Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich ein Buch, das mir gefällt, verkauft habe und der Kunde bei seinem nächsten Besuch mir zurückspiegelt, dass er ebenso viel Freude beim Lesen hatte wie ich. Genau darum geht es: um die Freude am Buch und um das persönliche Verhältnis.

Zu meinen Aufgaben gehört neben der Beratung der Kunden auch die Betreuung der Romane, Postkarten und Kalender; sprich ich bin für den Einkauf dieser Warengruppen zuständig. Da wir im Vergleich zu den großen Buchhandelsketten nicht jedes Produkt unzählige Male vorhalten können, ist es gerade im Einkauf sehr wichtig, den Buchmarkt genau zu kennen und unseren Kundinnen und Kunden aufmerksam zuzuhören.

„Es sind die persönlichen Beziehungen, die unseren Beruf prägen.“

Viele der Menschen, die zu uns kommen, suchen schon mal das Außergewöhnliche und wünschen sich eine intensive Beratung. Diese beratungsintensiveren Kunden machen mir besonders Spaß. Und so kommt es auch dazu, dass uns die Kunden sehr private Dinge anvertrauen, von einer kleinen Auseinandersetzung bis hin zu schwerwiegenden familiären Problemen. Das ist sehr besonders. Ähnlich wie Apotheker nehmen wir für einen Teil unserer Kunden eine Sonderstellung ein. Gemeinsam mit ihnen suchen wir nach dem richtigen Roman oder dem passenden Krimi für die jeweilige Gemütslage.

Es geht immer auch um Vertrauen: Dies zeigt sich gerade dann, wenn Kunden uns über Jahre hinweg begleiten. Oftmals kenne ich nicht nur die Leseinteressen dieser Kunden, sondern auch die ihrer Kinder, Enkel oder Freunde. Zu Weihnachten oder zum Geburtstag kann ich dann konkrete Geschenketipps geben. Bei älteren Kolleginnen fällt mir das noch mehr auf. Die haben teils Kunden, die nur wegen ihnen ins Geschäft kommen. Genau dann erkenne ich immer: Es sind die persönlichen Beziehungen, die unseren Beruf prägen.

All diese Begegnungen mit besonderen Menschen und der Literatur bestätigen mich in dem, wofür wir als Buchhändlerinnen da sind: Wir sind für die Kultur da. Wir sind für die Meinungsfreiheit da. Wir sind dafür da, dass andere Menschen Freude am Lesen haben. Daher ist es wichtig, dass kleine Buchhandlungen existieren, und dass wir vor Ort sind und zuhören. Wir sind mehr als ein Algorithmus, der im Internet nach passenden Buchtiteln sucht. Wir sind ein Teil dieser Stadt, wir gehören zur Paderborn-­Familie. Wer bei uns reinkommt, soll gute Bücher finden, in die Hand nehmen und glücklich das Geschäft verlassen.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold / erschienen im Katholischen Magazin "Der Dom"